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Cato Bontjes van Beek. frauenORT Fischerhude/Achim
Cato Bontjes van Beek (Bildquelle: Archiv S.Bontjes van Beek) Cato Bontjes van Beek (geb. 14.11.1920 in Bremen, hingerichtet 05.08.1943 in Berlin-Plötzensee) war eine junge Widerstandskämpferin, die sich gegen den Nationalsozialismus wandte. Ihre Kindheit und Jugend verbrachte sie in Fischerhude im Landkreis Verden. Im August 1943 wurde sie in Berlin-Plötzensee hingerichtet.
„Ich will nur eins sein - und das ist ein Mensch!“ Cato Bontjes van Beek
Cato Bontjes van Beek war eine eigenwillige junge Frau. „Ich werde immer meine eigenen Wege gehen“, schrieb sie ihrer Schwester Mietje. Cato Bontjes van Beek wandte sich gegen die Unmenschlichkeit des Nationalsozialistischen Regimes.
Aufgewachsen ist sie in dem Künstlerort Fischerhude, später machte sie eine Ausbildung zur Keramikerin in der Werkstatt ihres Vaters in Berlin. In der Hauptstadt traf sie auf die Widerstandsgruppe, die von den Nazis „Rote Kapelle“ genannt wurde. Sie wurde festgenommen und nach langer Haft hingerichtet. Ihre Briefe aus dem Gefängnis zeigen ihre Zugewandtheit zu den Menschen und ihren Glauben an das Leben.
„Schade, dass ich nichts auf der Welt lasse, als nur die Erinnerung an mich.“
Cato Bontjes van Beeks letzter Brief
Berlin-Plötzensee, 5. August 1943
Meine liebe, liebe Mama, ich habe geglaubt, ich könnte Dir diesen letzten Brief als Geburtstagsbrief schreiben und nun wird es der allerletzte an Dich sein. Meine Mama, es ist nun soweit und ich werde nur noch ein paar Stunden unter den Lebenden sein. Mama, dass ich es Dir nicht selbst sagen kann und Du nicht bei mir bist, das ist hart. Aber ich bin sehr gefasst und ich habe mich völlig mit dem Schicksal ausgesöhnt. Die Ruhe, die ich mir immer für diese letzten Stunden gewünscht habe, ist nun auch wirklich bei mir und sie gibt mir viel Kraft, mit meinen Gedanken bei Dir zu weilen, bei Tim in Russland und bei Meme und allen anderen Lieben. Ich sagte Dir schon bei der letzten Sprechstunde, dass ich es als eine Gnade empfinde, jede Nacht, in meinen Träumen bei Euch in Fischerhude zu sein. Könnte ich doch meine Ruhe auf Dich übertragen. Mein Herz ist so übervoll um Dir zu danken und die Liebe zu Euch allen werde ich dalassen. Meine geliebte Mama, ich hoffe so sehr, dass Du diesen Schmerz, den ich Dir durch meinen Tod bereite, überwinden wirst und dadurch in Deiner Kunst noch grösser wirst.
Ich hätte Dir noch so viel zu sagen und nun geht es mir so wie schon oft, dass ich alles bereits gesagt weiss. Wir sind uns ja so nahe und was ich denke weisst und spürst Du.
Schade, dass ich nichts auf der Welt lasse, als nur die Erinnerung an mich. Es ist alles viel einfacher als man denkt und ich weiss, dass ich Dir die Kraft zu verdanken habe und ich bin Dir ja so dankbar und ich möchte Dir alles tausendfach zurückgeben. Behalte meine Liebe, meine liebe gute Mama. Male schöne Bilder und habe noch viel, viel Freude an Meme und Tim. Neulich habe ich in der Kirche ein kleines Bachstück auf der Orgel gehört und Du weisst, was das für mich bedeutete. Du wirst an Meme und Tim noch grosse Freude haben.
Grüsse alle lieben Menschen. Papa und Rali und ich glaube, dass Papa auch noch viel schöne Keramiken den Menschen schenken wird und sie sich daran freuen werden.
Die Menschen sind alle lieb und gut, das weiss ich und daran denke ich.
Ich lege einen Brief an Tim diesem Briefe bei und Du wirst dafür sorgen, dass er ihn bekommt und auch an Meme in Fischerhude habe ich geschrieben.
Ich brauch Dir ja eigentlich gar nicht so viel schreiben, denn ich spüre Dich so lebhaft und all das, was ungesagt ist, weisst Du immer.
Grüsse alle in der Bismarckstraße und auch Lolo und Ulrich und Christian.
Lebe wohl, male wieder viel, ich umarme Dich ganz fest in Gedanken.
Immer bin ich bei Dir, meine liebste Mama
Deine Dodo
frauenORTE Niedersachsen
Frauengeschichte lebendig werden zu lassen und kulturtouristische Angebote zu schaffen, ist das Ziel von frauenORTE Niedersachsen, einer erfolgreichen Initiative des Landesfrauenrates Niedersachsen. Der landesweite Auftakt fand im Frühjahr 2008 in Verden (Aller) statt. Anita Augspurg ist die erste Frau, deren Leben und Wirken mit der Initiative frauenORTE Niedersachsen gewürdigt wurde. Seit Herbst 2014 gibt es mit der Widerstandskämpferin Cato Bontjes van Beek in Fischerhude/Achim einen zweiten frauenORT im Landkreis Verden.